Grindal-Würmer
Systematik
Stamm Annelida (Ringelwürmer)
Klasse Clitellata (Gürtelwürmer)
Ordnung Oligochaetae (Wenigborster)
Familie Enchytraeidae (Enchyträen im weiteren Sinne)
Gattung Enchytraeus (Enchyträen im engeren Sinne)
Art buchholzi (Grindal-Würmer)
Allgemeines
Für die Zucht der Grindal (Enchytraeus buchholzi), kleineren wärmeliebenden Verwandten der Enchyträen (E. albidus), die wiederum wie die Regenwürmer zu den Ringelwürmern gehören, gibt es Anleitungen und Rezepte wie Sand am Meer. Ich möchte hier keinen Überblick über alle Vermehrungs- und Zuchtmöglichkeiten geben, sondern nur von den Varianten berichten, die bei uns gut funktioniert haben.
Behälter
Für die Zucht gut geeignet sind Kunststoffboxen mit Deckel (für genügend Luftlöcher sorgen! - Lochzange etc.) von ca. 0,5 - 2 l Inhalt.
Substrat
Schaumstoff
Diese Methode scheint uns hinsichtlich Produktivität und Geruchsfreiheit einige Vorteile zu bieten. Hier verwendet man passend zurecht geschnittene offenporige Schaumstoffplatten von 1,5 - 2,5 cm Stärke, wie sie es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt, in 2 - 3 Lagen. Damit eine gute Sauerstoffversorgung gewährleistet ist, sollte zur besseren Luftzirkulation zwischen Platten und Box noch ein Luftspalt von einigen mm bleiben, zusätzlich schneidet man noch einige Rillen auf die Unterseite der Schaumstoffstücke.
Neue Platten werden gut ausgewaschen, zur Zucht sollte der Schaumstoff mehr feucht als nass sein. Der optimale Temperaturbereich zur Zucht liegt bei 22 - 28 °C; der Unterschrank des Aquariums ist daher ein gut geeigneter Platz zur Aufbewahrung der Ansätze.
Nun kann man mit einer kleineren Portion Grindal animpfen oder man verwendet eine schon besiedelte Platte aus einem älteren Ansatz. Gute Erfahrungen habe ich bei der Fütterung mit „Milupa Babybrei Gries” gemacht. Es wird eine dünne Schicht auf die Oberseite der Platten gestreut; erst wenn alles gefressen ist, sollte nachgefüttert werden. Nicht zu vergessen ist, die Platten zyklisch zu tauschen: die unterste Platte, die am meisten Wasser enthält, kommt dann nach oben.
Ist der Ansatz gut eingefahren, so kann für eine maximale Produktion bis zu 3 mal täglich gefüttert werden.
Dabei darf dann aber nicht vergessen werden, auch die entsprechenden Mengen an Würmern zu entnehmen, da sonst die gewaltige Entwicklung der Würmer dafür sorgt, daß der Ansatz in kürzester Zeit an Sauerstoffmangel und Ammoniakentwicklung abstirbt.
Spätestens wenn die Ansätze zu riechen beginnen - in der Regel nach maximal einer Woche - drückt man die Schaumstoffstücke in einem Eimer mit lauwarmen Wasser (vorzugsweise Aquariumwasser) vorsichtig aus, um die Stoffwechselprodukte zu entfernen.
Das Waschwasser gießt man anschließend durch ein feines Netz, dabei erhält man z.T. schon mehr Würmer, als man sofort verbrauchen kann. Ansonsten lassen sich diejenigen Würmer gut verfüttern, die an den Wänden und am Deckel des Zuchtbehälters kriechen.
Seramis
Auch die Ansätze auf Basis des Tongranulats Seramis® sind gut handhabbar. Die Produktivität ist zwar nicht so hoch wie die auf Schaumstoff, dafür sind die Reinigungsintervalle wesentlich größer. Den kompletten Ansatz alle 1 - 2 Monate in lauwarmen Wasser auszuspülen reicht völlig; oder man betreibt die Ansätze so lange bis sie absterben, wobei man natürlich rechtzeitig an da Ansetzen neuer Zuchten denkt.
Höhere Schichten als ca. 5 cm zu verwenden ist nicht sinnvoll, da sich die Würmer wegen des Sauerstoffmangels in den unteren Bereichen der Schicht sowieso eher in den oberen Bereichen aufhalten. Fütterung und Entnahme werden wie bei den Schaumstoffansätzen durchgeführt.
Helmut Walter aus Pfinztal-Berghausen war mit der Zucht von Grindal weder auf Schaumstoff noch auf Seramis ganz zufrieden. Aus diesem Grund wurden von ihm folgende Überlegungen und Versuche durchgeführt:
Der Schaumstoff musste eine ziemlich genaue Feuchte haben und durfte nicht zu nass werden. Damit es nicht zu stinken anfing, war alle 4 - 6 Wochen das Waschen dran, wobei dann immer eine mehr oder weniger große Anzahl Würmchen hops gingen. Und einige Tage oder gar länger die Zucht zu vernachlässigen, konnte man sich auch nicht leisten, sonst war sie nur noch schwer oder gar nicht mehr zu retten.
Bei Seramis störte mich immer der rötliche „Schleim”, der sich - trotz stärksten Vorwaschens - nach kurzer Zeit unter dem Futterglas bildete. Dagegen konnte man eine solche Zucht schon mal kürzer oder länger vernachlässigen, sie war nach 1 - 2 vorsichtigen Anfütterungen wieder recht gut flott zu kriegen.
Aus Unzufriedenheit experimentierte ich weiter.
Als erstes wären da die ganz kleinen, ca. 2 bis 5 mm großen Blähtonkügelchen* zu nennen, die die Kakteenliebhaber zur Aufzucht ihrer Jungpflänzchen verwenden. Diese sind - nach meinen bisherigen 4- bis 5-jährigen Erfahrungen - das Substrat schlechthin! Der einzige Nachteil: Man bekommt sie nur sehr schlecht, meist nur über den Versand, und sie sind - nicht zuletzt auch durch die zusätzlichen Versandkosten - relativ teuer.
(*Nicht mit der vermutlich ungeeigneten Bonsai-Spezialerde Akadama verwechseln!)
Als zweites kam ich auf ein hauptsächlich in den Wintermonaten spottbilliges Substrat, nämlich Lavasplitt in nicht zu grober Körnung, so wie er zum Bestreuen der Gehwege bei Glatteis verwendet wird. Natürlich nur solcher Splitt, in dem kein Salz vorhanden ist. Dieser ist im Prinzip genau so gut wie Blähton, nur daß man die Schwarzfärbung, die das „Versiffen” anzeigt, infolge der schwärzlichen Eigenfarbe des Splitts nicht immer gleich erkennen kann. Bei Blähton sieht man das - transparente bzw. luzente Zuchtbehälter vorausgesetzt - sehr viel eher und besser. Im Verhältnis zum Preis kann man sich aber bei Lavasplitt ruhig öfter eine Substraterneuerung leisten, so daß dieser Nachteil nicht mehr so stark ins Gewicht fällt.
Die Standzeiten betragen bei einigermaßen guter Pflege (z. B. Substratverbesserung der Futterstellen durch Umschichtungen innerhalb des Zuchtbehälters), regelmäßiger Entnahme und keiner Überfütterung für beide Substrate ein halbes bis ein ganzes Jahr! Das ist doch schon was! Oder?
Ich teile Ihnen diese Versuchsergebnisse mit, weil Sie - im Gegensatz zu mir - eine Internetseite haben, auf der Sie mich ja in ähnlichem Zusammenhang bereits erwähnten, und sie vielleicht für viele Interessenten eine gute Ergänzung darstellen, wenn sie dort von Ihnen veröffentlicht werden.
Weitere Informationen sind der Zuchtanleitung, die ich manchmal interessierten Aquarianern mitgebe, zu entnehmen.