Drosophila sp. / Fruchtfliege

Die Frucht- oder Essigfliege ist für viele tropische Fischarten ein ausgezeichnetes Futtertier. Sowohl die Imagines als auch die Larven werden gerne und bereitwillig gefressen, ja manche Oberflächenfische lassen sich ohne solche „Anflugnahrung” weder gesund erhalten noch gar zur Vermehrung bringen. Aber auch für andere Fische ist sie willkommene Beikost zur gewohnten Ernährung.

Verschiedene Fruchtfliegen

Wenn man von „der” Fruchtfliege redet, so hat man in der Regel die Art Drosophila melanogaster („Kleine Fliegen”) im Sinn, wie man sie im Sommer immer in der Nähe von (über)reifen Früchten findet. Aber auch andere Arten, wie z.B. D. hydei („Große Fliegen”) sind gut zur Vermehrung geeignet, wenn auch deren Zucht nicht ganz so ergiebig und schnell ist, wie die der D. melanogaster.

Drosophila melanogaster
Drosophila melanogaster Portrait

Biologie

D. melanogaster Weibchen legen die Eier direkt auf das Nährmedium. Nach etwa 24 h schlüpfen die ersten Larven. Sie ernähren sich hauptsächlich von Mikroorganismen wie z.B. Hefen. Innerhalb der nächsten 10 Tage häuten sich die Larven dreimal und verpuppen sich dann. Nach 4 - 5 Tagen schlüpfen die Imagines (Vollinsekten), sie beginnen sofort zu kopulieren und legen bereits am dritten Lebenstag wieder Eier. Vom dritten bis zum sechsten Lebenstag werden die meisten Eier produziert. Einige Arten wie D. melanogaster können ihren ganzen Lebenszyklus im Dunkeln verbringen, andere wie D. subobscura kopulieren nur bei Licht. Da man in der Regel gar nicht weiß, welche Arten genau gepflegt werden, muss man eventuell etwas experimentieren. Meine Ansätze stehen im Wohnzimmer auf einem Sockel neben dem Aquarium.

Der Vermehrungzyklus der D. hydei ist wesentlich länger, als der ihrer kleinen Vettern; dafür ist die Standzeit der Ansätze, wenn man ab und zu verdunstetes Wasser nachfüllt wesentlich länger. Sie sind sie für größere Fische naturgemäß besser geeignet, weil sie insgesamt auch deutlich „zappeliger” sind als die „Kleinen”, so daß sie von zögernden Fischen noch besser angenommen werden.

Die besten Vermehrungsergebnisse lassen sich bei Temperaturen von 20 - 23 °C erreichen. Das ist gleichzeitig die ideale Temperatur für D. hydei, die anscheinend über 25 °C die Eiablage einstellt. Bei 24 - 26 °C ist die Entwicklung der anderen Arten am schnellsten.

Drosophila-Zuchtbehälter

Rezepte

Funktionierende Rezepte für Drosophila-Zuchten gibt es bestimmt fast so viele, wie Aquarianer, die überhaupt Lebendfutter züchten. Dennoch möchten wir die von uns favorisierten Rezepte hier kurz vorstellen, um vor allem dem Anfänger mit einer gut funktionierenden Standardmethode unter die Arme zu greifen.

Als Zuchtgefäße eignen sich gut 1 l Einmachgläser oder sonstige Konservengläser in entsprechender Größe, die sich gut mit einem doppelten Gazegewebe oder besser mit einem Stück zurechtgeschnittenen Schaumstoff abdichten lassen. Bei nur einer Lage Gaze kann es vorkommen, daß sich wilde Drosophila durch das Gewebe mit Fliegen im Ansatz paaren. Urplötzlich hat man ein Glas mit flugfähigen Fliegen, die beim nächsten Öffnen durch die Wohnung schwärmen.

In die frisch hergestellten Ansätze gibt man noch ein Stück Eierkarton oder Holzwolle und 20 - 40 Fruchtfliegen (D. melanogaster, bei D. hydei besser mehr).

Nach 1 - 2 Wochen (3 - 4 Wochen bei D. hydei) kann man schon die ersten Fliegen entnehmen. Wenn man ab und zu etwas Wasser oder Orangensaft (Verdunstung) nachfüllt, kann man für mindestens 4 - 5 Wochen (10 Wochen bei D. hydei) Fliegen entnehmen. Mit dem Schaumstoffverschluß ist das Füttern sehr bequem. Man nimmt den Schaumstoffstöpsel aus dem Glas und klopft einfach die darauf sitzenden Fliegen über dem Aquarium ab oder schüttelt sie vorsichtig aus der Schüttöffnung.

In Drosophila-Kulturen können Milben als Schädlinge auftreten. Meist werden sie von wildlebenden Fliegen eingeschleppt. Einige Arten leben parasitär auf den Fliegen, andere leben im Nährboden und treten als Nahrungskonkurrenten der Larven auf. Spezifische Bekämpfungmittel sind nicht bekannt.
Es hilft, die Fliegen möglichst oft in neue Kulturen umzusetzen, bis die Ansätze wieder milbenfrei bleiben.

Rezept 1

  • 1 Würfel (40 g) Frischhefe
  • 2 Teelöffel Haushaltszucker
  • 100 ml 5 - 6 %iger Essig (oder 20 - 23 ml Essigessenz (25 %), mit Wasser ad 100 ml)
  • Baumwollwatte
  • 10 Tropfen Vitaminlösung (nicht unbedingt nötig)

Die Hefe wird mit 2 Teelöffeln Zucker verrührt, bis ein dünnflüssiger Brei entstanden ist. Nun gibt man den Essig dazu und rührt um (die Hefe-Essig-Mischung hat einen pH von immerhin 3,1!, allerdings hat der reine Essig 2,5 d.h. die Hefe puffert etwas). Ich füge noch ca. 10 Tropfen eines Vitaminpräparates hinzu (es funktioniert aber auch ohne). In das Gemisch wird so viel Baumwollwatte eingestampft, daß keine Flüssigkeit mehr übersteht.

Auch ältere Ansätze riechen fast gar nicht.

Rezept 2

  • 300 g Sojaschrot
  • 150 g Haferflocken
  • 40 g Zucker
  • 4 g Salz
  • 4 g Trockenhefe
  • 1 Prise Methylparaben auf die Oberfläche

Die obige Mischung wird mit Orangensaft (oder einem anderen Obstsaft) übergossen und quellen gelassen bis man eine feste Masse erhält. Ist die Masse noch zu flüssig, wird weiteres Material untergerührt. Anschließend kann man mit Fliegen animpfen. Diese Ansätze erlauben eine sehr schnelle Produktion von gut genährten Fliegen, allerdings sind die Ansätze nicht sehr lange haltbar; nach schon einem Generationszyklus sollte man sie neu ansetzen.

Nicht zu unterschätzen ist hier auch die erhebliche Geruchsbelästigung.