Wasserpflanzenkauf und Beckeneinrichtung

Man kann die Erfahrung machen, beim Pflanzenkauf derb über den Tisch gezogen zu werden. Etwas Aufmerksamkeit ist aus diesem Grund wirklich angebracht.
Fachpersonal in Zoofachgeschäften, das sich auch oder gerade mit Wasserpflanzen gut auskennt, ist dünn gesät. Es ist daher sinnvoll, sich erst einige Händler anzuschauen, bevor man größere Summen für Wasserpflanzen ausgibt. Hat man einmal gute Erfahrungen gemacht, sollte man diesem Händler aber auch treu bleiben. Das billigste Angebot ist aus denselben Gründen nicht automatisch das günstigste.

Beim Einkauf sollte man darauf achten, daß man selber weiß, welche Pflanzen man will und benötigt. Vom Verkäufer sollte man sich nicht zum Kauf von Pflanzen überreden lassen, die man nicht kennt.
Pflanzen sollten frisch aussehen, also wenige bis keine abgestorbenen Teile aufweisen. Veralgte Pflanzen sollte man auch nicht kaufen.

Aquarium mit Nessaea und H. zosterifolia
Microsorum pteropus klein

Am günstigsten bekommt man Pflanzen dort, wo sie nicht unter Wasser bevorratet werden. Wenn diese Möglichkeit nicht besteht, dann wählen Sie Zoogeschäfte mit hohem Durchsatz an Wasserpflanzen, da dann die Aufenthaltsdauer der Pflanzen in den Verkaufsbecken nur Stunden oder wenige Tage beträgt.

Emers (über Wasser) bevorratete Pflanzen sind übrigens auch praktisch algenfrei. So kommen sie nahezu alle aus den Wasserpflanzengärtnereien zu den Zoogeschäften.

Die Gärtnereien züchten die meisten Wasserpflanzen, die überwiegend Sumpfpflanzen und keine „echten” Wasserpflanzen sind, über Wasser (emers). Die emers gewachsenen Pflanzen müssen sich erst anpassen, wenn sie unter Wasser getaucht (submers), also ins Aquarium eingesetzt werden. Submers gewachsene Blätter sehen häufig, aber nicht immer, vollständig anders aus als die emers gezogenen Blätter aus der Gärtnerei. Ein Grund mehr sich vor dem Kauf über die möglicherweise anzuschaffenden Pflanzen zu informieren.
Die emers gewachsenen Blätter gehen relativ schnell ein, und es wachsen neue Blätter, die an das Unterwasserdasein angepaßt sind. Das ist aber von Pflanzenart zu Pflanzenart unterschiedlich. Stengelpflanzen haben in der Regel weniger Umstellungsprobleme als Rhizompflanzen. Stengelpflanzen wachsen nach dem Einsetzen mitunter nahezu sofort weiter. Rhizompflanzen wie Echinodoren brauchen schon mal ein paar Wochen oder gar Monate, bis sie sich vollständig eingewöhnt haben.
Spätestens 1 - 1,5 Wochen nach dem Einsetzen ins Aquarium sollte man aber schon die ersten neuen Blätter sprießen sehen können.

Es gibt auch reine Wasserpflanzen, die nicht über Wasser gehalten werden können, wie z. B. Vallisnerien. Diese werden auch nur unter Wasser beim Händler angeboten (nein, man braucht keine Taucherausrüstung, um sie zu erstehen :-D).

Immer häufiger findet man in den stationären Geschäften und im Versandhandel auch sogenannte „in vitro”-Pflanzen (auf Nährmedien gezogene Jungpflanzen aus kleinsten Bruchstücken von Pflanzen). Diese sind frei von Krankheitserregern und Algen. Häufig sind sie aber recht klein, auch ist die Umstellung auf die Bedingungen im Aquarium manchmal nicht einfach. Mit ein wenig Erfahrung sind sie aber eine gute Alternative.

Zu Beginn, also beim Einrichten, sollte man darauf achten, daß man viele schnellwüchsige Stengelpflanzen einsetzt. Sie sollten ca. 80 % des gesamten Pflanzenbestandes ausmachen. Auch sollte das Aquarium zu ca. 70 - 80 % bepflanzt sein (d.h. daß man von oben auch nur 20 - 30 % der Bodenfläche sehen kann!).
Üppiges und schnelles Pflanzenwachstum ist das beste und natürlichste Mittel, Algen nicht hochkommen zu lassen. Dennoch kann es während des sog. Einfahrens des Aquariums vorkommen, daß sich zwischenzeitlich eine Algenplage entwickelt. Das ist aber nichts Ungewöhnliches und kommt relativ häufig vor. Diese anfängliche Algenplage kann man getrost aussitzen.

Bitte verlieren Sie nicht gleich die Geduld und greifen zu den oft so stark angepriesenen Algenmitteln. Alle Algenmittel sind Gifte und haben deswegen mehr oder weniger starke Nebenwirkungen. Sie sind eben nicht nur für Algen giftig, sondern auch für die Pflanzen, die man eigentlich schützen wollte, sowie für Fische, Weich- und Krebstiere (Schnecken, Garnelen). Schlimmer noch, sie erzeugen durch die Schädigung der Pflanzen einen Teufelskreislauf. Die Pflanzen wachsen auch nach Abschluß der Behandlung nicht sofort (wenn überhaupt jemals) wieder, was gleich anschließend zur nächsten Algenplage führt, womit wir wieder am Startpunkt der Aktion wären.
Nicht umsonst sind Algenmittel für Aquarium und Teich eine der umsatzstärksten Produktgruppen im Aquaristikhandel!

Folgende Stengelpflanzen sind robust und wachsen mit am schnellsten

  • Heteranthera zosterifolia
  • Hygrophila angustifolia
  • Hygrophila corymbosa
  • Hygrophila difformis
  • Hygrophila polysperma
  • Limnophila sessiliflora
  • Limnophila heterophila
  • Rotala rotundifolia
  • Cabomba caroliniana
  • Ludwigia repens
  • Ludwigia palustris
  • Ceratophyllum demersum (Hornkraut)
  • Shinnersia rivularis (Mex. Eichenblatt)

(diese und die folgenden Listen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit)

Stengelpflanzen kann man relativ leicht umsetzen. Man kann sie ja leicht herausziehen, zurückschneiden (je nach Art in der Regel nicht öfter als zwei mal) und die abgeschnittenen Stengel (Stecklinge) neu einpflanzen.
Als weitere Pflanzen, die zwar nicht so einfach umzusetzen sind wie Stengelpflanzen, da sie umfangreiche Wurzeln bilden und darauf Wert legen, am Standort zu verbleiben, die aber dennoch robust und einigermaßen schnellwachsend sind, sind für den Anfang empfehlenswert:

  • Echinodorus tenellus, es gibt eine kleinbleibende (5 cm) und eine länger werdende, rötliche Variante mit sehr schmalen Blättern (bis 18 cm)
  • Echinodorus quadricostatus (bis 10 cm hoch)
  • Echinodorus bolivianus (ähnelt sehr stark der E. quadricostatus)

Vorsicht bei den groß werdenden Echinodoren (E. osiris, E. bleheri etc.)! In gut laufenden Aquarien erreichen oder übertreffen sie tatsächlich die in der Literatur angegeben Ausmaße. Eine einzige dieser Pflanzen kann dann ein 60 l- oder sogar teilweise ein 100 l-Aquarium vollständig vereinnahmen.

Nicht so schnellwachsend, aber robust und in nicht zu großer Anzahl auch für den Anfang zu empfehlen

  • Microsorum pteropus (Javafarn)
  • Vallisneria spiralis
  • Vallisneria americana

Von folgenden Pflanzen ist bei der Neueinrichtung abzuraten, da sie entweder zu anspruchsvoll sind und/oder zu langsam wachsen

  • Alle Cryptocorynen (anspruchsvoll und langsam wachsend)
  • Alle Anubien (langsam wachsend)
  • Alle Althernanteras (anspruchsvoll und langsam wachsend)
  • Didiplis diandra (anspruchsvoll und langsam wachsend)
  • Lobelia cardinalis (langsam wachsend)
  • Rotala macranda (anspruchsvoll und langsam wachsend)
  • Limnophila aquatica

Es spricht zwar nichts dagegen, den einen oder anderen Topf dieser Pflanzen zu kaufen, um etwas mehr Abwechslung ins Aquarium zu bringen oder um etwas zu experimentieren. Es kann sich ja durchaus herausstellen, daß die eine oder andere dieser Arten bei Ihnen von Anfang an gut wächst. Algenprophylaxe kann man von diesen Pflanzen allerdings nicht erwarten.
Man kann später, wenn alles einigermaßen rund läuft (ca. 0,5 Jahre), einige Stengelpflanzen oder Pflanzbereiche im Aquarium gegen langsamer wachsende oder empfindlichere Pflanzen austauschen.
Nicht-Stengelpflanzen, also Pflanzen mit Rhizomen, vertragen Standortwechsel mit wenigen Ausnahmen schlecht. Man sollte sich daher vorher gut überlegen, wo man diese Pflanzenarten im Aquarium platziert.

Noch ein paar Tipps

  • Stengelpflanzen muss man nicht aus dem Topf „pulen”, abschneiden und einpflanzen genügt.
  • Vorsicht, nicht die Stengel zerquetschen.
  • Ansonsten muss die Steinwolle von den Wurzeln so weit wie möglich entfernt werden, da sie die Kiemen und Därme der Fische schädigen kann. Das Rhizom sollte dabei aber möglichst nicht verletzt werden.
  • Lieber das letzte Restchen Steinwolle dran lassen, als die Pflanze zu beschädigen. Das Wohl der Pflanze hat hier Vorrang.
  • Häufig enthält die Steinwolle viel Dünger. Die Töpfchen werden in der Gärtnerei von einer Düngelösung umspült. Gut mit lauwarmem Wasser abspülen.
  • Die Wurzeln sollten vor dem Einpflanzen auf 2 - 3 cm Länge mit einer scharfen Schere oder Messer eingekürzt werden. Diese dienen meist nur als erster Halt und verrotten sowieso bald. Die Pflanze treibt bald neue Wurzeln.
  • Matschig braune Wurzeln vor dem Einpflanzen entfernen, ebenso solche Blätter.
  • Bei überwiegend matschigen Wurzeln sollte man im Handel Ersatz verlangen. Man sieht ja vor dem Kauf den Zustand der Pflanze im Topf nicht.
  • Stengelpflanzen sollten nicht zu oft zurückgeschnitten werden. Einige Arten vertragen das Zurückschneiden überhaupt nicht gut, andere werden dadurch aber zu einem schönen Busch. Sammeln Sie hier eigene Erfahrungen.
  • Spätestens, wenn der im Bodengrund verbliebene Teil der Pflanze unansehnlich wird, sollte die Pflanze neu gesteckt werden. Dazu den oberen Teil (mind. 10 cm bzw. 3 - 4 Blattknoten lang) abschneiden und neu einpflanzen (stecken). Den alten Teil langsam, ohne den Bodengrund allzusehr durchzuwühlen, herausziehen, evtl. dabei etwas rütteln.
  • Bitte alle Stengel einzeln stecken, nicht in Bündeln oder gar mit Bleiband oder Gummi zusammengefasst. Je nach Art muss man auf ausreichend Platz zwischen den einzelnen Stengeln achten. Viele Arten mögen es nicht, wenn sie sich gegenseitig zu stark abschatten und werfen dann schnell sehr viele Blätter ab.
  • Die meisten Stengelpflanzen sind gesellig! Sie wachsen besser, wenn sie in Gruppen von wenigstens 4 - 6 Stück gepflanzt werden. Einzelne Stengel kümmern fast immer!
  • Will man eine Stengelpflanze schneller vermehren, wird ein längerer Stengel in mehrere Teile geschnitten.
    Ein bißchen Experimentieren schafft hier schnell Erfahrung.
  • Viele Stengelpflanzen, die man an der Wasseroberfläche entlang wachsen läßt („fluten”), verzweigen sich gut und werden besonders kräftig (z. B. Rotala, Limnophila, Cabomba, Ludwigia). Zu stark sollte man sie aber nicht fluten lassen, da sie anderen Pflanzen und auch sich selbst dann zu viel Licht wegnehmen. Auch neigen einige Arten dazu, beim Fluten wieder die emerse Wuchsform anzunehmen (Anpassung an fallende Wasserstände in der Natur). Man müsste sie erst wieder an die submerse Kultur gewöhnen.
  • Wasserpflanzen wollen gedüngt werden, am besten auch mit CO2.
  • Regelmäßiger und ausreichender Wasserwechsel entfernt überschüssige Nährstoffe, die Düngung füllt die aufgebrauchten Nährstoffe wieder auf. Je häufiger man Wasser wechselt, desto näher bleibt man am Düngeoptimum. Das unterstützt die höheren Wasserpflanzen in ihrem Wachstum und drängt dadurch Algen zurück.
    Wir empfehlen wöchentlich mind. 25 - 30 %.

Die Ursprungsfassung dieses Textes stammt von Markus Löhner, geschrieben in d.r.t.a.

Vertiefender Lesestoff zum Thema

Aquarienpflanzen / Christel Kasselmann

Pflanzen im Aquarium / Maike Wilstermann-Hildebrand

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