Mineralstoffernährung von Wasserpflanzen

Mineralstoffernährung von Wasserpflanzen

Autor: Guido Kossmann

Mineralstoffe in der Wasserpflanzenernährung

Ist eine Mineralstoffdüngung für Aquarienpflanzen notwendig?

Diese Frage stellt sich mit der Zeit den meisten Aquarianern. Sie kann mit einem entschiedenen „Je nachdem” beantwortet werden. Frei nach dem Motto „Never change a running System” ¹, sollte man sich zuerst die Frage nach dem Anlaß stellen. Ist ein Anlass gegeben, wenn höhere Wasserpflanzen ohne Probleme gedeihen? Mit Sicherheit nicht. Als Anlass hingegen muss ein reduziertes Wachstum oder Schädigungen an höheren Wasserpflanzen sowie ein übermäßiges Algenwachstum gelten. Angesichts der Aufnahme potentiell fischtoxischer Verbindungen sowie der Abgabe bakterien- und parasitenhemmender organischer Verbindungen (Horst 1992 ², Walstad 1999) , ist das Wachstum von Wasserpflanzen in Aquarien mit Fischbesatz generell als positiv zu bewerten.

Beeinträchtigungen höherer Wasserpflanzen und ein verstärktes Algenwachstum sind Indikatoren für ein im Aquarium auftretendes Ungleichgewicht in der Pflanzenernährung (Schmidt 1985). Neben der Temperatur ist die Beleuchtungsstärke der maßgebliche Umweltfaktor, der die Pflanzenernährung im Aquarium beeinflußt (Pedersen et al. o. A.; Watson 2007). Energie wird in Form elektromagnetischer Strahlung in das Aquarium eingebracht. Sowohl höhere Wasserpflanzen als auch Algen wandeln diese durch Photosynthese unter Nutzung von CO₂ in chemisch gespeicherte Energie um. Die Produkte der Photosynthese stellen die Grundlage für den Nährstoff- und Energiestoffwechsel, also essentieller physiologischer Prozesse der Pflanzen, dar (Nultsch 1996).
Für diese Prozesse sind wiederum Nährelemente, die in Form von Mineralstoffen aufgenommen werden, unerlässlich. Die Mineralstoffe müssen höheren Wasserpflanzen in einem engen Verhältnis zueinander zur Verfügung stehen, um eine „gesunde” Nutzung der Lichtenergie zu ermöglichen. In der Regel steigt der Bedarf der Pflanze an CO₂ und Nährelementen mit zunehmender Beleuchtungstärke (Pedersen et al. o. A.; Watson 2007).

Daraus ableitend klassifiziert Watson (2007) für die Aquatic Gardener Association (AGA) Aquarien mit einer Beleuchtungsstärke kleiner 0,5 W/l als LowTech-Aquarien. Wobei er darauf verweist, dass in den USA HighTech-Aquarien mit Beleuchtungsstärken größer 1 W/l keine Seltenheit darstellen. Nach Erfahrung des Autors handelt es sich bei bundesdeutschen Aquarien im Durchschnitt um „energiesparende“ Low-Tech-Aquarien mit Beleuchtungsstärken um die 0,2 W/l. Watson (2007) gibt an, dass bei einem moderaten Fischbesatz LowTech-Aquarien ohne zusätzliche CO₂-Versorgung und Mineralstoffdüngung auskommen. Walstad (1999) schlägt für solche Aquarien eine Nutzung von Gartenboden (Oberboden) als Mineralstoffquelle vor. Für längere Standzeiten hält Barr (2005) jedoch eine zusätzliche Mineralstoffdüngung für notwendig.

Bei Aquarien mit Fischbesatz können Ungleichgewichte in der Pflanzenernährung nicht ausgeschlossen werden. Stellen sich die erwähnten Indikatoren für solche Ungleichgewichte ein, liegt dies zumeist in einer Überversorgung mit Hauptnährelementen (N, P), welche durch das Fischfutter eingebracht werden, begründet. Eine zusätzliche Versorgung mit Spurenelementen kann dieses Ungleichgewicht beheben (Bergmann 1992). Mitunter fördert eine zusätzliche CO₂-Versorgung die effiziente Nutzung von Lichtenergie und gelöster Mineralstoffe (Pedersen et al. o. A.).

Erläuterungen

1) Ändere nie etwas an einem funktionierendem System

2) Horst (1992) berichtet über baktericide Wirkung organischer Verbindungen, die von Myriophyllum spicatum an das Wasser abgeben werden. Die Hemmungen des Bakterienwachstums wurde in diesem Zusammenhang für Staphylococcus aureus, Bacilllus globifer, Proteus vulgaris sowie Escherichia coli belegt.

Alle Angaben in dieser Dokumentation zur Pflanzenernährung resultieren aus eigenen Erfahrungen und sorgfältig ausgewählten Literaturstellen. Bitte prüfen Sie trotzdem alle Angaben genau, bevor Sie möglichen Hinweisen und Empfehlungen folgen. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass alle Angaben rein informellen Charakter haben und wir jegliche Haftung für Schäden und Folgeschäden (soweit gesetzlich zulässig) ausschließen.

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