Lebendfutter selbst züchten

Lebendfutter selbst züchten

Autor: Guido Kossmann

Eine einfache Möglichkeit, Abwechslung in den Speiseplan von Fischen und Garnelen zu bringen ;) sind Enchytraen, Grindalwürmer und Mikrowürmer.

Mikrowürmer (Turbatrix silusiae)

gehören in die Familie der Fadenwürmer (Nematoden) und werden ca. 1 - 3 (4) mm lang. Sie leben in gärenden Substanzen und ernähren sich von den darin enthaltenen Mikroorganismen. Sie sinken im Aquarium, im Gegensatz zu Essigälchen, die sich frei im Wasser fortbewegen können, zu Boden. Die Würmchen sind im Rahmen einer abwechslungsreichen Ernährung als Jungfischfutter sehr gut geeignet, werden aber auch von diversen kleineren ausgewachsenen Zierfischen (Lebendgebährende, Salmler etc.) bereitwillig angenommen. Besonders für Bodenbewohner scheinen sie interessant zu sein.

Die ergiebige Zucht ist relativ einfach und bereitet kaum Aufwand. Es gibt überaus viele Rezepte dafür, von denen wir nur eines vorstellen wollen:

Haferflocken werden mit Vollmilch zu einem zähen Brei verrührt und eventuell kurz aufgekocht. Bei guter Vermehrung verflüssigt sich die Oberfläche nach kurzer Zeit von selbst, daher sollte der Brei wirklich anfangs relativ fest sein. Den Futterbrei gibt man ca. 0,5 cm hoch in handelsübliche Marmeladengläser mit Schraubdeckel und läßt sie abkühlen bzw. ausquellen. Eventuell sollte man, wenn der Haferflockenbrei dann doch zu zäh scheint, einfach noch einige Tropfen Frischmilch auf das Zuchtsubstrat geben. Dazu kommt dann der Zuchtansatz bzw. ein 1/2 Teelöffel Brei aus einer gut laufenden Kultur. Da die Würmchen in absolut luftdicht verschlossenen Behältern absterben und in offenen Kulturen sich v.a. im Sommer schnell Obstfliegen einfinden, sollte man den Deckel lose auflegen. Die Geruchsentwicklung ist gering. Optimal für die Entwicklung ist eine Temperatur von um 20 °C. Bei einer wärmeren Umgebungstemperatur hat sich die Verwendung von relativ flachen Gefrierschalen zum Teil recht gut bewährt. Falls sich unerwünschte Mikroorganismen (Kahmhaut…) einstellen sollten, ist die einfachste Möglichkeit, die Kultur an der Oberfläche zu lockern und zur Sicherheit ein Neuansatz einer weiteren Kultur mit Würmern nicht direkt aus dem Zuchtbrei der befallenen Kultur.

Die Würmchen kriechen bereits nach wenigen Tagen an der Gefäßwand hoch und können am einfachsten mit einem Pinsel sauber entnommen werden. Die Ursache des Hochkriechens ist mit dem hohen Sauerstoffbedarf der Würmchen verbunden. Niemals sollte man jedoch direkt aus dem Kultursubstrat Würmchen nehmen! Da die Würmchen zu Boden sinken, kann man sie vor dem Verfüttern nochmals in Wasser geben und nach kurzer Zeit den Überstand abgießen. Die möglicherweise vorhandenen stark bakterienhaltigen Reste der Kultursubstanz, die empfindlichen Tieren schaden kann, werden so zum Teil abgespült. Auch sollten die relativ fettreichen Würmer nur sparsam verfüttert werden.

Um eine besonders starke Vermehrung zu erzielen und besonders hochwertige Würmchen zu erzielen, kann man dem Ansatz noch etwas Frischhefe, Zucker und ein Multivitaminpräparat zugeben.

Bei regelmäßiger Entnahme nimmt die Vermehrung meist nach 2 bis spätestens 3 Wochen deutlich ab und ein Neuansatz ist notwendig. Bei geringer Entnahme wird der Brei nach ein paar Wochen zu flüssig und die Kultur muss ebenfalls neu angesetzt werden.

Grindalwürmer (Enchytraeus buchholzi)

Die Zucht dieses hervorragenden nährstoffreichen Lebendfutters (weißlich, 5 - 10 mm lang) macht nur geringen Aufwand und ist beinahe geruchlos. Die Wurmzuchten müssen aber regelmäßig (am besten täglich) mit zarten Haferflocken gefüttert werden und bei Bedarf mit Wasser eingesprüht werden. Durch diese Pflegemaßnahme lässt sich auch die übermäßige Vermehrung von Milben verhindern, aber nicht ganz ausschließen.

Als Zuchtgefäß eignet sich eine nicht zu kleine Plastikschale, die bis zur Hälfte mit dem feuchten Substrat (gewässerter Torf oder Torfgranulat, Kokos oder Tongranulat) gefüllt wird. Wichtig ist eine sehr engmaschige, luftdurchlässige Abdeckung, um das Eindringen von Lästlingen (Fliegen…) zu verhindern. Die Futterstelle im Zuchtgefäß sollte jeden Tag etwa 1 - 2 cm neben der Stelle, an dem das Futter am Vortag angeboten wurde, liegen. Es wird mit einer Glas- oder transparenten Kunststoffplatte abgedeckt. Hier kann man dann auch die Würmer sauber entnehmen. Für empfindliche Jungfische kann man die Würmer vor dem Verfüttern noch in einem feinen Sieb unter fließendem Wasser spülen.

Optimal sind Temperaturen um die 20 °C. Über 25 °C wird es für die Würmer problematisch. Es hat sich als günstig erwiesen, mehrere Kulturschalen im zeitlichen Abstand neu anzusetzen, um den Bestand zu sichern, wenn einmal ein Ansatz zu Grunde geht. Vor allem im Sommer sollte man sicherheitshalber einen Ansatz im kühleren Keller aufstellen.

Enchyträen (Enchytraeus albidus)

Die eiweiß- und fettreichen Enchytraen sind deutlich größer als die Grindalwürmchen und lassen sich am leichtesten in einer nicht zu kleinen Naturholz-Kiste züchten. Im Vergleich zu Grindalwürmchen ist die Zucht noch einfacher und pflegeleichter. Als günstig hat sich eine gut schließende Abdeckung mit einigen Luftlöchern, die mit engmaschiger Gaze verschlossen sind, erwiesen. Dadurch wird das Eindringen von unliebsamen Bewohnern (Fliegen…) und das Abwandern der Kellerasseln verhindert. Die Zucht macht wenig Aufwand und es tritt praktisch keine Geruchsbelästigung auf.

Als Substrat kann man einfach Blumen- bzw. auch sterilisierte Wald- oder Komposterde verwenden, die immer etwas feucht, aber nicht nass sein sollte. Die optimale Zuchttemperatur liegt in einem Bereich von 12 - 15 °C.

Als Futter kann man im einfachsten Fall Haferflocken mit Milch und etwas Zucker kurz aufkochen und den erkalteten zähen Brei verfüttern. Es eignen sich aber auch gekochtes Gemüse und Früchte, die man mit in den Futterbrei einarbeiten kann. Das Futter sollte in der Mitte der Zucht unter einer Glas- oder transparenten Kunststoffscheibe angeboten werden.
Um einer starken Milbenentwicklung vorzubeugen, kann man es mit einigen Kellerasseln in der Kultur versuchen. Das Wichtigste zur Milbenvorbeugung ist aber die Fütterung. Das Futter sollte innerhalb kurzer Zeit (1 - 2 Tage) vollständig gefressen sein. Verschimmeltes Futter sollte in jedem Falle entfernt werden.

Siehe auch in Lebendfutterkulturen im DRAK-Ratgeber

Enchyträen (Enchytraeus albidus)